Bildung ist der Schlüssel zum Aufbau von friedlichen Gesellschaften. Trotzdem belegen wissenschaftliche Studien, dass zahlreiche Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit Mobbing oder Bullying, sei es in der Rolle als Täter, als Opfer oder als Zuschauer haben. Bullying an Schulen oder Institutionen war schon immer anzutreffen, aber erst in den letzten Jahrzehnten besetzt dieses Thema die […]
Bildung ist der Schlüssel zum Aufbau von friedlichen Gesellschaften. Trotzdem belegen wissenschaftliche Studien, dass zahlreiche Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit Mobbing oder Bullying, sei es in der Rolle als Täter, als Opfer oder als Zuschauer haben. Bullying an Schulen oder Institutionen war schon immer anzutreffen, aber erst in den letzten Jahrzehnten besetzt dieses Thema die Medien und löst zahlreiche Debatten weltweit aus.
Bullying ist ein Gruppenproblem, bei dem sich das Normgefüge einer Klasse oder einer Gruppe über einen längeren Zeitraum verschoben hat. Von Bullying spricht man, wenn ein Kind immer wieder von mehreren Kindern über eine längere Episode geärgert, gehänselt, blossgestellt oder ausgeschlossen wird, ohne dass das Kind die Angriffe selbst beenden kann. Bullying kann in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten. Diese Gewalthandlungen können sowohl direkt oder als indirekt ausgeführt werden und kommen in allen Altersstufen vor.
Es gibt mehrere Studien, die versucht hatten, das psychologische Profil des Täters und des Opfers zu analysieren und zu erkennen. Studien zeigen, dass Täter oftmals das Bullying zur Steigerung ihres Selbstwertgefühls nutzen und die Macht geniessen, die sie gegenüber dem Opfer ausüben. Auf der anderen Seite sind die Opfer tendenziell introvertierte Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl.
Ende 2018 legt Unicef eine weltweite Studie vor, nach der sogar die Hälfte der Teenager schon Opfer von Gewalt und Bullying wurden. Zudem hat sich im Laufe der letzten Jahre die Form der Gewalt verändert. Kinder und Jugendliche nutzen immer früher und selbstverständlicher die digitalen Möglichkeiten, mit Freundinnen und Freunden über Messengers oder Chats zu kommunizieren, sich in sozialen Netzwerken darzustellen oder zu „liken“ und zu teilen. Heutzutage sind die Jugendlichen online, unterstützt wird diese Entwicklung durch die zunehmende Nutzung des Internets und der Medien. Durch diese Trends ist das Internet in vielerlei Hinsicht zum Abbild der Gesellschaft geworden. So findet man online bei allen Vorteilen auch problematische Aspekte unter anderem das Bullying. Deshalb gilt hier frühzeitig zu intervenieren und gemeinsam an Schulen ein Präventionskonzept zu etablieren.
Als wichtige Kriterien des Schulklimas gelten neben der Qualität der Lehr- und Lernprozesse und den allgemeinen Rahmenbedingungen einer Schule, sowie die körperliche und psychische Sicherheit und positiven Beziehungen innerhalb der Schulgemeinschaft. Dementsprechend kommt auch der Vorbeugung und der Prävention von Gewalt und Bullying eine wichtige Rolle zu. Deshalb geht die Schweizerschule Curitiba von einer globalen Schulpolitik aus und setzt die Prävention auf drei verschiedene schulischen Ebenen an, um der Entstehung von Gewalt vorzubeugen, beziehungsweise diese zu reduzieren.
Erstens auf der Ebene der Lebenswelt der Schule ist es wichtig, eine kooperative Schulkultur zu schaffen, die Werte und Normen definiert und ein gutes Miteinander pflegt, woran sich SchülerInnen und Lehrpersonen orientieren können. Klare Leitbilder und Regeln helfen, eine Norm und Orientierung eines Verhaltens zu geben.
Präventive Massnahmen wie eine gewaltfreie Schulkultur, Pausengestaltung, soziales Lernen und eine gute Kommunikationsbasis sind im Schulprogramm unserer Schule integriert.
Zweitens soll auf Klassenebene klare Verhaltensregeln festgelegt werden, welches Verhalten erwartet und welches unerwünscht und nicht tolerierbar ist. Die SchülerInnen sollen dabei die Regeln zum Umgang miteinander sowie mehr Empathiefähigkeit entwickeln, spüren wenn eine Dynamik von Bullying entsteht. Mitläufer und stille Dulder sollen dazu ermuntert werden, ins Geschehen einzugreifen.
Des Weiteren wird ein Instrumentarium zur Konfliktbearbeitung entwickelt, das konstruktive Möglichkeiten des Konfliktaustrages enthält. Hierzu gehören auch Schüler-Streitschlichtungs-Programme.
Drittens bedeutet Prävention also Beseitigung von möglichen Ursachen, Sensibilisierung für das Problem Bullying sowie Bereitstellung effektiver Interventions- und Sanktionsmassnahmen. Deshalb setzt die Schweizerschule Curitiba das gemeinsame Handeln in den Vordergrund und den Einbezug der Elternschaft. Auf dieser Ebene hat eine Gruppe engagierter und ausgewählter Eltern das Präventionsprojekt namens „Kultur für den Frieden“ an der Schweizerschule hervorgerufen und ein Mediationsprojekt entwickelt. Sie organisieren periodisch präventive Workshops für die Schulgemeinschaft.
Die gesamten Massnahmen im Bereich der Prävention des Bullyings wirken nachweislich positiv auf das gesamte Schulklima und auf die Schulkultur unserer Schule aus.
Literaturangaben:
Blum, Heike; Beck, Detlef: No Blame Approach – Mobbing-Intervention in der Schule – Praxishandbuch, fairaend: Köln, 2014
Huber A. A. (Hrsg).(2015, 3. Auflage). Anti-Mobbing-Strategien für die Schulen. Praxisratgeber zur erfolgreichen und nachhaltigen Intervention. Köln: Wolters Kluwer